ForMulA UV: Für eine bessere Hautkrebsprävention in Risikoberufen

Hautkrebs ist eine der häufigsten auftretenden Krebserkrankungen in Deutschland. Anlässlich des Weltkrebstages am 4. Februar 2018 hat die NVKH den international angesehenen Experten Professor Swen Malte John vom Institut für interdisziplinäre Dermatologische Prävention und Rehabilitation an der Universität Osnabrück zum Thema Vorsorge interviewt. Im Gespräch berichtet John von dem NVKH-Projekt „ForMulA UV“, das sich der Aufklärung von Arbeitnehmern in Außenberufen widmet.

Prof. Dr. med. Swen Malte John

Prof. Dr. med. Swen Malte John

Wissenschaftlicher Direktor und Chefarzt des Instituts für interdisziplinäre Dermatologische Prävention und Rehabilitation an der Universität Osnabrück

Professor John, Sie haben das Projekt „ForMulA UV“ zur Aufklärung über Hautkrebsrisiken im Beruf geleitet. Warum ist Aufklärung hier so wichtig?

John: Die Aufklärung ist deshalb so entscheidend, weil Hautkrebs mit mehr als 8500 Fällen jährlich die häufigste beruflich bedingte Krebsart ist. Dabei wäre die Prävention sehr einfach. Die Idee von „ForMulA UV“ ist daher, alle Beteiligten bei der Vorsorge mitzunehmen – Arbeitgeber wie Arbeitnehmer. So sollen Menschen vor Erkrankungen geschützt und auch sozio-ökonomische Folgekosten in der Medizin vermieden werden. Anhand eines erarbeiteten Konzepts zur Aufklärung über Hautkrebs sollen Multiplikatoren Arbeitgeber und Arbeitnehmer über konkrete Präventionsmaßnahmen informieren. Wir hoffen, dass dies dann mittelfristig zu einem „Sun Smart Behaviour“ führt.

Wie viele Arbeitnehmer in Deutschland sind von einem höheren Risiko betroffen?

Wir reden hier über eine Zahl von 3 Millionen Außenbeschäftigten. Nun kommen wir zudem in die Jahre, wo die geburtenstarken Jahrgänge in den 50ern/60ern sind. Dies ist der Zeitpunkt, wo oftmals Hautkrebs bei lichtgeschädigter Haut auftritt. Insofern werden da noch mehr Hautkrebsfälle aus dieser Risikogruppe in den nächsten Jahren auf uns zukommen.

Mit welchen Maßnahmen wollen Sie die Vorsorge bei Risikoberufsgruppen verbessern?

Laut Zahlen von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung und dem Institut für Arbeitsmedizin und Arbeitssicherheit sind Außenarbeiter, wie beispielsweise Briefträger oder Bauarbeiter, UV-Dosen, die ca. 500 Sonnenbränden entsprächen, pro Jahr ausgesetzt. Dagegen müssen wir dringend etwas tun. Konkret setzen wir bei zwei großen Themenbereichen an: der Verhältnisprävention und der Individualprävention.

Bei der Verhältnisprävention geht es um Organisatorisches. So kann die Belastung durch Sonneneinstrahlung oftmals schon reduziert werden, wenn die betreffenden Mitarbeiter vermehrt im Schatten arbeiten. Darüber hinaus sollten Arbeitszeiten so organisiert werden, dass man nicht in der heißesten Phase des Tages in der prallen Sonne arbeitet. So treffen in der Zeit zwischen 11 und 14 Uhr 80 Prozent der Tages-UV-Dosis auf die Erdoberfläche. Das hat seinen Grund darin, dass die Sonne in dieser Zeit annähernd senkrecht über der Erde steht und das UV-Licht weniger filternde Schichten der Atmosphäre passieren muss.

Der zweite Bereich der Vorsorge ist die Individualprävention. Hier geht es um Möglichkeiten der Arbeitnehmer, eine gesundheitliche Selbstfürsorge vorzunehmen. Eine hilfreiche Maßnahme ist insbesondere das Tragen einer UV-undurchlässigen Kleidung – dazu zählen langärmlige Shirts und ein breitkrempiger Hut mit Nackenschutz. Die übrigen Körperpartien, wie das Gesicht und die Hände, sollten mit einem Lichtschutzfaktor 50 eingecremt werden.

Mit diesen Methoden ist man gut geschützt – dazu sind sie günstig und gut umzusetzen.

Welche Ziele wurden in „ForMulA UV“ bereits erreicht?

Wir haben im Projekt verschiedene Zahlen und Daten ausgewertet und schlussendlich ein erstes Konzept zur Hautkrebsprävention in Außenberufen erstellt. Nun muss das Konzept durch die Multiplikatoren noch weiter kommuniziert und implementiert werden. Langfristiges Ziel ist natürlich, dass wir durch die Multiplikatoren ein Bewusstsein für das Hautkrebsrisiko in Außenberufen schaffen und durch die Präventionsmaßnahmen die Häufigkeit von hellen Hautkrebserkrankungen deutlich reduzieren können.

Haben Sie noch weitere langfristige Ziele?

Im Bereich der Forschung ist ein langfristiges Ziel, Studien zu geeigneten Lichtschutzpräparaten durchzuführen. Die meisten Sonnenschutzcremes sind für den Strand gedacht – wir benötigen aber speziell auf die Bedürfnisse von Außenarbeitern zugeschnittene Präparate, die auch für die Daueranwendung geeignet sind.

Zudem sehe ich einen großen Handlungsbedarf in der Politik. So wird der UV-Strahlungsgrenzwert der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 1 MED/Tag bei Arbeitern in Außenberufen regelmäßig um mehr als das Fünffache überschritten. Die Einhaltung der Richtlinien wird dabei von dem Gesetzgeber nicht überprüft – das muss sich unbedingt ändern. Hier ist die Politik gefragt, Außenarbeiter besser vor lichtbedingten Hautschäden und Krebs zu schützen.

ForMulA UV

Das Projekt „ForMulA UV“ der Universität Osnabrück wird vom Förderverein der Nationalen Versorgungskonferenz Hautkrebs (NVKH) unterstützt. „ForMulA UV“ stärkt die eigenverantwortliche Gesundheitskompetenz und ist dem ersten Handlungsfeld der NVKH der Hautkrebsvermeidung und Früherkennung zuzuordnen.